Einführung in die Thematik
Prima Mädchen - Klasse Jungs. Beste Chancen für Mädchen UND für Buben.
Prof. Dr. Klaudia Schultheis, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Prof. Dr. Klaudia Schultheis, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

vor allem die älteren unter Ihnen werden sich erinnern, dass lange Zeit die Mädchen im Vordergrund standen, wenn es um die Frage des Geschlechts in der Schule ging. Im Zusammenhang der Bildungsreform Ende der 1960er Jahre wurde vor allem die Chancengleichheit der Mädchen diskutiert. Es ging dabei um den Zugang der Mädchen zur weiterführenden Bildung oder um Fragen der Koedukation, das heißt des gemeinsamen Unterrichtens beider Geschlechter. Es war in erster Linie die sich in den 1970er Jahren entwickelnde feministische Pädagogik, die die traditionelle rollenorientierte Erziehung der Geschlechter in Frage stellte und die Kategorie „Geschlecht“ in die pädagogische Diskussion einführte. Gerade der feministisch orientierten Schulforschung kommt dabei das Verdienst zu, Benachteiligungen der Mädchen im Bildungssystem deutlich gemacht und zu deren Abbau beigetragen zu haben.
Schon vor einigen Jahren ist nun jedoch eine große Aufmerksamkeit für die spezifischen Bedürfnisse und Problemlagen der Jungen entstanden. Dies ging einher mit einem großen Medieninteresse an den Jungen. Focus, Spiegel, Zeit, GEO, GEO kompakt, SZ Wissen und andere Magazine brachten Beiträge und verwiesen auf Leistungsdefizite von Jungen und die Benachteiligung der Jungen gegenüber Mädchen. Sie titulierten Jungen als Problemkinder und beklagten, dass Jungen bildungspolitisch und pädagogisch vernachlässigt würden.
Die Aufmerksamkeit für Jungen ist dabei keineswegs neu oder nur auf Deutschland beschränkt. In den angelsächsischen Ländern befasst man sich schon seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt mit den Problemen der Jungen – sowohl in den Medien als auch in der Forschung. Die Probleme von Jungen werden weltweit diskutiert: nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Kanada, in Australien, Neuseeland und Japan.
